Impressionen

Feuerschiff ELBE 1 bei der Anreise
Die FEHMARNBELT kommt ebenfalls
Hier gilt Rechts vor Links
Starker Wassereinbruch auf ELBE 3
Die Feuerwehr im Einsatz
Das Lecksegel verhindert Schlimmeres
Das Loch ist zu
Der Dalben war schuld
Hinweis an der Überseebrücke
Feuerschiff ELBE 3












Die Laternen
Feuerschiff ELBE 1












Die Laterne
Feuerschiff FEHMARNBELT












Die Laterne
Feuerschiff LV 13
Operator Volker, DL1WH












Funkraum FEHMARNBELT
Operator Peter, DL2RPS












Funkraum ELBE 1












Operator Uwe, DK1KQ
Peter, Volker, Iris
ELBE 3 verlässt das Treffen

 

Feuerschifftreffen 2008 in Hamburg oder: Die Titanic-Operation

LV13
Seit Mitte der 90er Jahre fand ich, bedingt durch zahlreiche Aufenthalte in Küstenregionen, großes Gefallen am Fotografieren von Seezeichen - speziell Leuchttürme und Feuerschiffe. In diese Zeit fällt auch das Entstehen des Internationalen Leuchtturm- und Feuerschiff-Wochenendes (ILLW) im Bereich des Amateurfunks an jedem 3. Wochenende im August. Bereits bei der ersten Auflage in 1997 - damals waren noch ganz wenige Stationen qrv – kam in mir das besondere Interesse für die „schwimmenden Leuchttürme“ auf. Zahlenmäßig sind die Feuerschiffe – manchmal auch Leuchtschiffe genannt – erheblich weniger vertreten und stellen in dem Bereich eine Besonderheit dar. Nachdem ich neben vielen europäischen, die deutschen Feuerschiffe im Laufe der Zeit alle funktechnisch mehrfach erreicht und mittels QSL-Karte bestätigt hatte, reifte in mir der Gedanke, selbst einmal ein Feuerschiff zu aktivieren. Vielleicht auch eines, was bis dato noch nicht mit dem Thema Amateurfunk in Berührung kam. Ein Blick auf die Liste verriet, dass es sehr wohl noch einige „Inaktive“ gab. Nach längerer Überlegung jedoch sollte es für den Anfang ein schon einmal aktiviertes Schiff, ja sogar eines mit einer bestehenden Clubstation an Bord, sein. So kam es, dass ich vom 17.08. – 22.08.2001 das Feuerschiff „Amrumbank“ in Emden (FED-012) unter dem Rufzeichen „DFØMF“ (Museums-Feuerschiff) aktivierte. Hier konnte ich erste Erfahrungen sammeln und Anregungen aufgreifen, die mir bei späteren Aktivierungen von anderen Schiffen sehr dienlich waren. Die Hauptbetriebsarten waren Telegrafie und Telefonie, wobei ersteres immer im Vordergrund stand …

Im folgenden Jahr sollte es dann aber ein „neues“ Schiff werden. Mein Augenmerk fiel auf die „Fehmarnbelt“ in Lübeck, eine aus vielerlei Gründen ideale Lösung - dachte ich … Doch hier taten sich ganz andere Probleme auf wie gedacht: man wollte anfangs mit dem Thema Amateurfunk nichts zu tun haben – oder besser gesagt mit den Menschen, die sich hinter diesem Thema verbargen. Beim Beleuchten der Gründe dafür im Nachhinein eine verständliche Haltung … So galt es, große Überzeugungsarbeit bei den Verantwortlichen zu leisten, und nach vielerlei Schreiben und Telefonaten bekam ich die Erlaubnis, am Leuchtturm-Wochenende von Bord aus zu funken. Kurzerhand holte ich mir mit Peter (DL2RPS) Verstärkung „ins Boot“ und nach vielen Vorarbeiten gelang uns dann vom 15.08. – 18.08.2002 eine überaus erfolgreiche Erstaktivität von FED-141 unter dem Rufzeichen „DLØFFF – gesprochen Funkaktivität Feuerschiff Fehmarnbelt“!

Das nächste Jahr stand an und so langsam machte es Spaß! So viel, dass ich gleich zweimal von der Eifel Richtung Küste fuhr … vom 11.06. – 17.06.2003 ging es noch einmal nach Emden auf die „Amrumbank“ – zum einen als Vorbereitung auf die „große Aktivität“ im August, zum anderen sollte es eine reine Aktivität ausschließlich in Telegrafie werden. Dies wurde auch erfolgreich umgesetzt und so näherte sich das Leuchtturm- und Feuerschiff Wochenende, an dem zwei Besonderheiten auftreten sollten: die Erstaktivierung des Feuerschiffs „Laesso Rende“ (FED-142) in Kiel-Heikendorf unter „DFØLR“ (Dänisches Feuerschiff Laesso Rende) sowie der gemeinsame Betrieb von zwei Feuerschiffen aus in einem Hafen bzw. an einer Mole, denn die „Fehmarnbelt“ sollte zum Hafenfest kommen und die war ja wieder durch Peter (DL2RPS) besetzt … auch diese gelungene Aktivität wird lange in Erinnerung bleiben.

Nachdem ich dann in 2004 sowie 2005 aus beruflichen und privaten Gründen nur passiv am ILLW teilnehmen konnte/wollte, ging es vom 16.08. – 21.08.2006 wiederum nach Emden auf die „Amrumbank“. Hier war der Funkbetrieb in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen und ich erhoffte mir durch die Aktivität eine Wiederbelebung, die leider im Anschluss nicht eintrat … dennoch war dieser vorerst letzte Besuch an Bord der krönende Abschluss einer Reihe von Aktivitäten meinerseits, die mit insgesamt 1.539 QSO’s vielen „Lighthouse-Hunters“ die FED-012 ins Log brachte.

Im Jahre 2007 zog ich es vor, mir das ganze Geschehen am Leuchtturm-Wochenende von zuhause aus „anzutun“ und ich verbrachte drei schöne Tage als „Jäger und Sammler“ …

Peter (DL2RPS) war in der ganzen Zeit häufig auf der „Fehmarnbelt“ und so sorgten wir oft für Belebung des Events mit deutschen Feuerschiffen. Doch dann war da immer noch eine „uneinholbare Festung“ – das Feuerschiff „Elbe 3“ in Hamburg-Övelgönne! Es galt als „nicht aktivierbar“, da seitens der Eigentümer kein Funkbetrieb „gewünscht“ wurde bzw. nur unter Aufbringung eines nicht unbeträchtlichen finanziellen Betrages – so hörte man es zumindest aus der internen „Gerüchteküche“ … aber wie so oft: sich selbst ein Bild von der lokalen Situation machen ist meist am besten!

Die Gelegenheit dazu bot sich im Laufe des Jahres 2007, als ich über ein anstehendes Feuerschifftreffen in Hamburg informiert wurde, an dem - alle noch fahrtüchtigen deutschen Feuerschiffe – teilnehmen sollten. Da wir uns in den letzten Jahren einen Namen in der „Szene“ gemacht haben, wurde die Bitte an mich herangetragen, doch einmal zu prüfen, in wie weit das Ganze durch den Amateurfunk aufgewertet werden könnte. Nichts leichter als das: also die Liste hervor geholt und mal nachgeschaut, was da so in Betracht kommt … fangen wir mal im Westen an:

- Feuerschiff Borkumriff, Borkum
  (fahrtüchtig? Ja! – Amateurfunkstation? Ja! – Call: DLØBRF)

- Feuerschiff Amrumbank, Emden
  (fahrtüchtig? Ja! – Amateurfunkstation? Ja! – Call: DFØMF)

- Feuerschiff Weser, Wilhelmshaven
  (fahrtüchtig? Nein! – Amateurfunkstation? Ja! – Call: DFØWH)

- Feuerschiff Elbe 3 (neu), Bremerhaven
  (fahrtüchtig? Nein! – Amateurfunkstation? Nein!)

- Feuerschiff Elbe 1, Cuxhaven
  (fahrtüchtig? Ja! – Amateurfunkstation? Ja! – Call: DLØCUX)

- Feuerschiff Elbe 3 (alt), Hamburg
  (fahrtüchtig? Ja! – Amateurfunkstation? Nein!)

- Feuerschiff LV 13, Hamburg
  (fahrtüchtig? Nein! – Amateurfunkstation? Nein!)

- Feuerschiff Laesso Rende, Kiel-Heikendorf
  (fahrtüchtig? Nein! – Amateurfunkstation? Ja! – Call: DFØLR)

- Feuerschiff Fehmarnbelt, Lübeck
  (fahrtüchtig? Ja! – Amateurfunkstation? Temporär Ja! – Call: DLØFFF)

Nach einigen Abfragen war klar, dass die fahrtüchtigen Feuerschiffe wohl alle nach Hamburg kommen werden; und von denen war bis jetzt die „Elbe 3“ (alt) noch nie im Amateurfunk aktiv – eine Herausforderung! Nach langen, intensiven Gesprächen und Briefen mit dem Obmann des Feuerschiffes stand dann fest: ich darf an Bord und kann eine Funkstation betreiben! Die genauen Abläufe sollten sich klären, wenn die Zeit gekommen ist. Im Anschluss konnte ich die Verantwortlichen der Feuerschiffe, die nicht mehr fahrtüchtig sind, aber eine Clubstation an Bord haben, dazu bewegen, an dem Wochenende von den Heimatliegehäfen aus qrv zu sein. Somit war das größte Feuerschifftreffen, was im „Äther“ je stattfinden sollte, organisiert … so glaubte ich zumindest. Im Laufe der Zeit mussten jedoch die FS „Amrumbank“ sowie „Borkumriff“ ihre aktive Teilnahme vor Ort in Hamburg wegen technischer Mängel leider absagen. Große Schäden an den Schiffen, die ein Auslaufen aus ihren Häfen verhinderten, waren aufgrund finanzieller Schwierigkeiten nicht so schnell zu beheben … und im Allgemeinen spricht man hier immer von 6-stelligen Summen, die einen notwendigen Werftaufenthalt schon einmal auf die lange Bank schieben können. Im Laufe der Zeit erledigte ich die notwendige Pressearbeit; die einschlägigen Fachmagazine sowie Webseiten wurden frühzeitig mit Informationen gefüttert, schließlich stand unter anderem eine Erstaktivierung von FED-079 an …

Der Termin rückte nun schnell näher und ich machte mich am Mittwoch, dem 18. Juni 2008, mit Hilfe der Deutschen Bahn auf den Weg nach Hamburg. Bepackt mit einem großen und einem kleinen Trolly, einem Rucksack sowie einer Notebooktasche, ging es zügig gen Norden. Trotzdem verflucht man bei jedem Umsteigen den Gedanken, entspannt mit öffentlichen Verkehrsmitteln die Reise angetreten zu haben! Der große Trolly war mit ca. 50kg Equipment einer harten Bewährungsprobe ausgesetzt … der Arm, der diesen zog, jedoch auch! Glücklich angekommen ging es erst einmal ins Hotel. Der Rest des Tages galt dem Sightseeing – Hamburg ist dazu immer eine Reise wert!

Am folgenden Morgen begann das Abenteuer … gegen 11:00 Uhr begab ich mich mit der Fähre von den Landungsbrücken Richtung Museumshafen Övelgönne, dem Liegeort des Feuerschiffs „Elbe 3“. Der Obmann Peter Murrins erwartete mich schon und nach der Begrüßung machten wir einen kurzen Rundgang übers Schiff, um ein geeignetes Shack zu finden. Nachdem anfänglich die Messe favorisiert war, fiel mein Augenmerk dann doch auf den Original-Funkraum. Für mehr „stilecht“ empfunden und außerdem mit einem hervorragenden Zugang zur Erde des Schiffs ausgestattet, begann ich alsbald mit dem Aufbau der Station. Schnell waren der mitgebrachte Transceiver ICOM IC-730 samt Antennentuner und Schaltnetzteil angeschlossen. Ein YAESU FT-817 sollte für die UKW-Bänder benutzt werden und hatte sich schon in der Vergangenheit mit einer aufgesteckten Diamond RH 770 für solche Zwecke bestens bewährt. Nachdem alle Geräte mit der Erde verbunden und sämtliche weiteren „Innenarbeiten“ abgeschlossen waren, begann der etwas schwierige Aufbau der Kurzwellenantenne. Bei einer kräftigen Brise war es gar nicht so einfach, die mitgebrachte Windom FD-4 über das Schiff zu spannen … irgendetwas „verhedderte“ sich immer wieder mit den Strahlerelementen oder der Speiseleitung. Gerade diese Windom jedoch, mit einer Gesamtlänge von 43 Metern, hatte sich schon oft als gut brauchbare Mehrbandantenne auf Schiffen bewährt. In der Regel als Inverted-V gespannt, passt sie auf allen Feuerschiffen hervorragend zwischen Bug und Heck und produziert ordentliche Signale. Nach einer Stunde „harter Arbeit“ war das Ergebnis zufrieden stellend und ich scherzte noch, das man die zuvor gemachten Fehler beim Aufbau beim nächsten Mal zu verhindern weiß – ohne zu wissen, wie bald dieser Zustand eintreffen sollte …

Nachdem die komplette Funkanlage aufgebaut war, überprüfte ich die Antenne und stellte ein gutes Ergebnis im Bereich des SWR auf den von mir angedachten Aktivitätsbändern fest. Nach einigen Minuten hörte ich auf dem 40-Meterband das FS „Fehmarnbelt“ schon fleißig SSB-Betrieb machen. Eine kurze Nachfrage beim Operator Peter (DL2RPS) ergab, dass das Schiff gemeinsam mit dem FS „Elbe 1“ Brunsbüttel passiert hatte und mit flotter Fahrt auf dem Weg nach Hamburg war. Wir sollten mit dem FS „Elbe 3“ am Nachmittag ablegen und den teilnehmenden Feuerschiffen elbabwärts entgegenfahren. Dies geschah dann auch gegen 15:30 Uhr, und bei immer schlechter werdendem Wetter fand das Rendezvous eine Stunde später auf Höhe zwischen Blankenese und Wedel statt. Als erstes wurde ganz seemännisch mit drei langen Sirenen das FS „Elbe 1“ begrüßt, dass mit vielen Gästen an Bord in schneller Fahrt den Gruß erwiderte und Richtung Landungsbrücken weiterfuhr. Im Anschluss begrüßten wir das FS „Fehmarnbelt“ und wir folgten ihr in ihrem Kielwasser. Weit voraus fuhr ein Feuerlöschboot der Hamburger Hafenfeuerwehr und gab zu Ehren der einlaufenden Schiffe eine Wasserfontäne zu beiden Seiten in den Himmel. Auf Höhe der Landungsbrücken machten dann die Schiffe bei sich aufklarendem Wetter an einem Ponton längsseits der „Cap San Diego“, einem Wahrzeichen der Stadt Hamburg, nacheinander fest. Zuerst das FS „Elbe 1“, ihr folgte das FS „Fehmarnbelt“, und wir steuerten zuletzt den zugewiesenen Liegeplatz an – begleitet von einem mächtigen Geräusch, was auf Höhe eines der im Wasser stehenden Dalben, von der Steuerbordseite aus, unüberhörbar für, alle an die Ohren der Crew drang! Sofort stürzten alle auf die besagte (rechte) Seite, um zu sehen, was los ist – nichts zu erkennen – war wohl nur ein kurzer, unbedeutender Kontakt mit dem Festmacher und dem Schiffskörper … das Anlegemanöver wurde fortgesetzt und wir waren am Ziel. Die Funkaktivität konnte beginnen!

Schnell machte ich noch ein paar Bilder auf dem Oberdeck, denn die Sonne kam immer mehr zum Vorschein und legte den Hafen in ein romantisches Licht. Diese Gelegenheit nutzen auch andere Besucher im Hafenbereich – u.a. ein mit „schwerem Gerät bewaffneter“ Fotograf, der sich unterhalb unseres Schiffes platziert hatte und aufgeregt mit dem Mobiltelefon hantierte … plötzlich drangen eigenartige Sätze an mein Ohr, die ich so schnell nicht vergessen werde: „Ja, ich bin wie besprochen hier beim Feuerschifftreffen im Hafen und sollte ja die Bilder für die nächste Ausgabe machen … ändere mal schnell die Schlagzeile um in Feuerschiff Elbe 3 sinkt im Hafenbecken!“ Etwas verwundert schaute ich ihn vom Oberdeck aus an - genauso er mich – nur halt von der sicheren Mole aus … wenige Augenblicke später bemerkte ich dann auch hektische Aktivitäten, die aus dem Bereich Maschinenraum und Mannschaftsunterkünfte von unter Deck her rührten. Aus dem Augenwinkel sag ich gleichzeitig ein Feuerwehrboot mit eingeschaltetem Blaulicht auf uns zufahren, welches alsbald längsseits festmachte. Die anfängliche Skepsis dem Fotografen gegenüber wich sehr schnell, und ich machte mich auf, um zu sehen, was los ist. Noch nicht ganz unter Deck angekommen, kamen mir schon „schwimmende Utensilien“ entgegen getrieben … im vorderen Bereich des Schiffes schoss das Wasser in einer Mannschaftskammer unter großem Druck ins Innere und ließ den „Pegel“ schnell steigen. Den genauen Ort der Leckage war auf Anhieb nicht festzustellen. Was war passiert? Beim Anlegen fuhren wir in kleinster Fahrt ziemlich dicht an einem Dalben vorbei, an dem unter der Wasserlinie wohl ein hervorstehendes Kettenglied ein etwa fußballgroßes Loch in die Außenhaut riss. Durch dieses Leck drang sehr schnell eine große Menge Wasser ein und sorgte für einen bedrohlichen Zustand. Die Hafenfeuerwehr war mit dieser Situation überfordert; sie hatte weder genug Personal noch das richtige Material vor Ort. Somit wurde ein Löschzug der Hamburger Berufsfeuerwehr nachalarmiert, der auch über die geeigneten Pumpen verfügte, die für das „Lenzen“ des Schiffskörpers von Nöten waren. Diese mussten jedoch auch erst einmal mühevoll per Hand bis zum Schiff transportiert werden. Der Einsatzleiter gab das Kommando: „Alle Mann (und Frauen) von Bord!“, denn die Situation schien außer Kontrolle zu geraten.

So verließen alle das Schiff und der Ponton füllte sich zusehends mit Menschen, aber auch vielen Uniformierten aller Couleur: Hafenfeuerwehr, Berufsfeuerwehr, Polizei, Hafenoberaufsicht … aber auch Presse, Rundfunk und Fernsehen; das Ereignis schien sich schnell rund gesprochen zu haben! Nachdem auch dieser Bereich aufgrund der Gefahrenlage geräumt und für die Öffentlichkeit gesperrt wurde – die „Elbe 3“ im gleichen Maße immer mehr Tiefgang gewann, machte ich mir erstmals berechtigte Sorgen um die geplante Erstaktivierung des Feuerschiffs im Bereich des Amateurfunks … aufmunternde Worte wie: „Das wird wohl nix mehr“ oder „Glaubst Du, dass die noch hier im Hafen bleibt? Wenn sie überhaupt gerettet werden kann …“ taten ihr Übriges. Nachdem nun die Wasserhöhe im Schiff knapp 1,60 Meter betrug, kam die Wirkung der zusätzlich herbeigeschafften Pumpen endlich zum Tragen und so langsam konnte die Situation stabilisiert werden. Die „Krisensitzung“ der Crew und des „Bordfunkers“ fand im Stehen in Sichtweite der Katastrophe statt und ergab, dass das Schiff so schnell wie möglich in die Werft muss und dieser Termin wohl der kommende Morgen sei. Auf meine bescheidene Frage hin, wie die Chancen stehen, doch noch hier im Hafen zu verweilen, bekam ich anfangs keine Antwort. Nach ein paar Minuten wurde ich in der Fragestellung etwas genauer: „Ist es besser, ich baue alles wieder ab und räume das Schiff?“ Ich bekam die Antwort, die ich eigentlich gar nicht hören wollte … „Es ist besser – bau ab!“ Das war’ dann! Die monatelangen Vorbereitungen, die nicht unbedeutenden Kosten, das Equipment quer durch Deutschland geschleppt, der mühevolle Aufbau – alles umsonst … ich ging zum FS „Fehmarnbelt“ und bat Peter, mir beim Abbau zu helfen. Innerhalb von 30 Minuten war alles demontiert und im Koffer verstaut. Selbst die Antenne, die sich noch vor Stunden „wehrte“, aufgehängt zu werden, ließ sich erstaunlicherweise leicht abbauen. Wir gingen von Bord und ich verabschiedete mich bis zum nächsten Morgen. Anschließend bat ich um „Funkasyl“ auf dem FS „Fehmarnbelt“. Nach vielen Gedanken über eine evtl. vorzeitige Abreise, begrub ich meinen Frust und Ärger bei „ein paar“ Glas Bier …

Nach dem gemeinsamen Abendessen mit Peter kehrten wir in den Hafen zurück und ich sah, wie an der „Elbe 3“ eine merkwürdige Betriebsamkeit stattfand. In aller Dunkelheit wurden Schweißgeräte, Scheinwerfer und allerlei Werkzeug, begleitet von vielerlei ost- und südosteuropäischer Sprachen, herangeschafft und man begann, das Loch, was bis zu diesem Zeitpunkt mit einem Lecksegel abgedeckt war, zuzuschweißen. Ich sah eine Weile zu und verabschiedete mich gefrustet in die Nacht, um etwas später ins Hotel zu gehen. Nach wenig Schlaf, aber gutem Frühstück, kehrte ich am frühen Morgen zum Hafen zurück und stellte erstaunt fest, dass das Leck mit einer Metallplatte auf der Außenhaut provisorisch abgedichtet war – die Schweißarbeiten gingen bis in die frühen Morgenstunden. Das änderte die Situation natürlich grundlegend, oder doch nicht? Um 11:00 Uhr war dann der entscheidende Termin, wie es nun weiter geht … Crew, Hafenoberaufsicht, Sachverständige und andere wichtige Personen diskutierten eine Weile aufgeregt über den Verbleib oder Nichtverbleib der „Elbe 3“ im Hafen. Die Tatsache, dass es zu dem Zeitpunkt keinen freien Platz in der Werft gab, erleichterte die letztendliche Entscheidung und man beschloss, das Schiff im Hafen zu belassen, die geplanten Veranstaltungen mit Einschränkungen durchzuführen, und am frühen Sonntagnachmittag das FS „Elbe 3“ in langsamer Fahrt in den Heimathafen nach Hamburg-Övelgönne zu verholen. Das bedeutete für mich: alles wieder aufbauen! Da der Wind an dem Tag nicht so stark blies wie beim Erstaufbau und ich schon genau wusste, welche Fehler ich vermeiden kann, ging das Hochziehen – auch Dank der Hilfe von Peter – etwas schneller von der Hand. Der Stationsaufbau im Inneren war ebenfalls recht schnell realisiert, sodass ich nach einer halben Stunde die erste Station ins Logbuch eintragen konnte; die Erstaktivierung des Feuerschiffs „Elbe 3“ konnte beginnen!

Zu der Zeit waren alle drei Feuerschiffe gleichzeitig aktiv, ein Novum in der Geschichte der Leuchtturm- und Feuerschiffaktivitäten! Noch nie waren meines Wissen weltweit so viele Stationen von einem „Fleck aus“ gleichzeitig „in der Luft“ … und das setzte sich nun die folgenden zwei Tage so fort. Abgesehen von ein paar kleinen Störungen, kamen wir uns die ganze Zeit nicht „ins Gehege“. Einzig die Ausbreitungsbedingungen auf Kurzwelle ließen in den Hauptverkehrszeiten zwischen 09:00 Uhr und 18:00 Uhr zu wünschen übrig … es gab z.T. sehr erstaunliche Phänomene zu beobachten, so z.B. punktuelle Ausbreitungszentren auf dem 40-Meterband. Man konnte minutenlang bestimmte Regionen in DL gut arbeiten. Diese Bedingungen gingen dann schlagartig zurück und ein anderes Feld öffnete sich, wobei sich das odx kaum veränderte! Sehr gut ging es im Allgemeinen ab 500-600 km aufwärts, wo hingegen im Nahfeld außer dem Stadtgebiet Hamburg gar nichts ging. Das 30- und 20-Meterband waren sehr ruhig, positiv auch, weil an dem Wochenende kein nennenswerter Contest lief. Ich bediente allerdings zudem noch die Hamburger Stadtrelais, auf denen die ganze Zeit über eine gute Resonanz an Anrufern zu verzeichnen war. Die QSO-Rate wurde im Gesamten allerdings erheblich aufgrund der hohen Besucherzahlen an Bord geschmälert … wir konnten unglaublich viele YL’s und OM’s aus Nah und Fern an den Stationen begrüßen. Dies lag u.a. auch an der intensiven Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Voraus, denn so wurden Viele auf dieses Ereignis aufmerksam. Dies bemerkten auch die Besatzungen der Schiffe, die mittlerweile auch verstehen, dass Feuerschiffe und (Amateur-) funk gut zusammen passen und sich hervorragend ergänzen.

Am Sonntagnachmittag rückte der Zeitpunkt schnell näher, die Station zu schließen und abzubauen. Um 13:21 UTC kam mit DF7BF das letzte Call ins Log – selbstverständlich in CW … Bei denkbar schlechtem Wetter – es ging gerade ein Gewitterschauer mit Starkregen über Hamburg nieder, musste die Antenne abgehängt werden. In klatschnassem Zustand verstaute ich die gesamte Ausrüstung wieder im Trolly und verbrachte alles auf das FS „Fehmarnbelt“. Nach der Verabschiedung von der Crew verließ ich zum letzten Mal das FS „Elbe 3“ in der Hoffnung, dass ich (oder irgend jemand anderes) in Zukunft wieder einmal FED-079 aktivieren kann.

Rückblickend kann man folgendes Resümee ziehen:

- von allen Schiffen wurden ca. 2.000 Funkverbindungen in CW, FM und SSB getätigt
- für den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit im Amateurfunk wurde sehr viel getan
- wir konnten vielen Besuchern Live-Funkbetrieb auf Museumsschiffen zeigen
- es war eine gelungene Veranstaltung
- leider konnten die FS „Amrumbank“ und „Borkumriff“ nicht teilnehmen

Ich selbst hatte 296 Verbindungen mit 21 DXCC-Ländern, ein für mich aber eher „sehr niedriger Schnitt“ in der QSO-Rate, begründend jedoch mit der hohen Anzahl von Besuchern und Insidern. Die Ereignisse an Bord werden mir immer in Erinnerung bleiben und mich bei zukünftigen Aktivierungen begleiten.

Volker Schnitzius, DL1WH


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