Historie

Der erste Anblick des Ural-4320 ...
... auf dem Bahnhof in Daun 1992
"Inspektion" durch die AfuGrpBW
Tag der offenen Tür 1997
Der SLT "Elefant" ...
... beim rangieren
Der Ural-4320 am Haken ...
... erreicht wieder das Tageslicht
Noch ein paar Meter ...
... und es ist geschafft
Die Strasse ist blockiert
Schwertransport in voller Länge
732 PS beim Anlassen
Die Höhe passt gerade so
Auf der Autobahn A48 ...
... geht es Richtung Koblenz
Beim ersten Zwischenstopp ...
... wurde vollgetankt ...
... die Sicherungen überprüft ...
...und - auf geht's nach Dresden!

 

Die Geschichte "unseres" LKW URAL-4320

Ural

Im Jahre 1992 stellte man innerhalb der Amateurfunk- gruppe der Bundeswehr am Standort Daun (AfuGrpBWStO Daun) Überlegungen hinsichtlich eines „mobilen Gefechtsstandes“ (sprich eines Funkfahrzeuges) an. Da wir hier in der Nähe - auf dem Eselsberg bei Dockweiler - ein Contestgelände mit Kurbelmast sowie montierten VHF-/UHF-Antennen betreiben, und Funkbetrieb bei zum Teil widrigsten Wetterbedingungen im Zelt oder auf der Ladefläche eines zivilen 7,5t LKW durchführen mussten, lag der Gedanke nahe, einmal ein richtig trockenes und von starker Zugluft geschütztes Funk-Shack zu haben. Doch woher nehmen? Ein festes Gebäude errichten? Einen Container hinstellen? Nein, das geht nicht … der Mast steht in geduldeter Art und Weise auf einem fremden Grundstück (und musste im Laufe seiner Geschichte schon mehrfach versetzt werden), dafür gäbe es keinerlei Genehmigungen, ganz zu schweigen von den Kosten. Also bliebe nur eine mobile Unterkunft - vielleicht ein Wohnwagen, Campmobile oder ähnliches … oder: ein militärischer LKW! Zu dieser Zeit hatte man über dienstliche Wege Kenntnis darüber erlangt, dass an der Technischen Schule des Heeres (TSH) in Aachen ein russischer LKW Typ URAL-4320 ausgesondert werden sollte. Dieser hatte einen Funkkoffer als Aufsatz - ideal - dachte man zumindest zu dem Zeitpunkt …! Das Fahrzeug war neuwertig, stand zur „Wendezeit“ in einem DDR-Depot („Minister-Reservelager“) und war nach den damaligen Bestimmungen für den DDR-Straßenverkehr umgerüstet worden. Die Ereignisse und Folgen des Mauerfalls „überrollten“ den Lauf der (geplanten) Dinge, und somit konnte er seiner ursprünglichen Bestimmung nicht mehr zugeführt werden. Später kam der LKW dann zur TSH nach Aachen, um dort als Anschauungsobjekt für militärische Fahrzeugtechnik der Warschauer Pakt-Staaten (WP-Staaten) zu dienen. Doch auch hier endete diese Aufgabe recht schnell und es wurde wieder ein neuer Besitzer gesucht.

Nun begannen sich die „Amtsmühlen“ zu drehen und ein reger Schriftverkehr entwickelte sich zwischen bundesdeutschen Dienststellen und der Amateurfunkgruppe der Bundeswehr in Daun. Jürgen Bruhn (DK6WJ) stellte am 08. November 1992 bei der damaligen Standortverwaltung Aachen sowie am 09. November 1992 beim damaligen Materialamt des Heeres in Bad Neuenahr-Ahrweiler schriftlich den Antrag auf Überlassung von auszusondernden Bundeswehrmaterial an die Amateurfunkgruppe der Bundeswehr am Standort Daun - hier speziell die Überlassung des LKW URAL-4320 / Koffer des Baujahres 1988. Nachfolgend wird aus dem Schreiben zitiert:

„Am Standort Daun befinden sich die Dienststellen Fm/EloAufkl Brigade 94 und FmAufkl Regiment 940. Bereits Anfang der 60’er Jahre bildete sich im Standort Daun eine Interessengruppe Amateurfunk, die von den Kommandeuren unterstützt und gefördert wird. Sie setzt sich zusammen aus Zeit- und Berufsoldaten, grundwehrdienstleistenden Wehrpflichtigen und Beamte o. a. Dienststellen. Die Amateurfunkgruppe betreibt in einem von der Dienststelle bereitgestellten Feldhaus eine eigene Amateurfunk-Clubstation (DFØDA) Diese besteht aus mit HBL-Mitteln angeschafften Funkgeräten, aus Fm-Geräten, die vom Materialamt des Heeres ausgesondert und zur Verwertung überlassen wurden sowie aus Geräten, die von Firmen zur Unterstützung der Amateurfunkgruppe übereignet wurden. In Kooperation mit dem Deutschen Amateur-Radio-Club e.V. - Ortsverband Vulkaneifel (K34) in Daun, nehmen wir an nationalen und internationalen Wettbewerben im Bereich Kurzwelle, VHF und UHF teil. Hierzu werden mehrmals jährlich mobile Funkstationen in der näheren Umgebung von Daun eingerichtet und im Contest-Betrieb über 24- bzw. 48 Stunden betrieben. Die Funkstationen werden hierfür in privaten Zelten und privaten Klein-LKW untergebracht. Die Stromversorgung wird sichergestellt durch ein 16 KVA Aggregat auf einem Einachsanhänger, dass uns von der Amateurfunkgruppe des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) in Koblenz überlassen wurde. Die Unterbringung der Funkstationen und des Betriebspersonals, in der Regel bei jedem Wettbewerb drei bis vier unabhängige Stationen in Zelten, hat sich in den feuchten und kalten Jahreszeiten hier in der Eifel nicht bewährt. Durch eindringende Feuchtigkeit nehmen zum anderen die empfindlichen elektronischen Geräte Schaden. Dadurch bedingt hatten wir schon einige Verluste zu beklagen. Es wird auch zunehmend schwieriger, private Klein-LKW für mehrere Tage als wetterfesten Stationsraum überlassen zu bekommen. Auch aus diesem Grund bitten wir darum, uns den im Bereich der StOV Aachen (Galwitzkaserne) befindlichen und zur Aussonderung vorgesehen URAL-4320 zu überlassen. Wir sehen hierin die Möglichkeit, die Freizeitaktivitäten der Soldaten und zivilen Mitarbeiter, sowie die Aus- und Weiterbildung in der Funktechnik in Praxis und Theorie für die nächsten Jahre auch in der mobilen Komponente zu ermöglichen. Mit freundlichen Grüßen, Jürgen Bruhn (DK6WJ)“.

Gut zehn Tage später reagierte das Materialamt des Heeres in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Per Fernschreiben vom 19. November teilte es mit, dass das Fahrzeug für eine Abgabe an die Technische Hochschule Aachen vorgesehen war, diese jedoch die Übernahme ablehnten. Dadurch wäre der Weg frei für die Übernahme durch die AfuGrpBWStO Daun und wir sollten uns zwecks Übergabe mit der TSH Aachen in Verbindung setzen. Dies geschah dann wiederum per Fernschreiben:

„Es ist beabsichtigt, das gemäß Bezug an die Amateurfunkgruppe der Bundeswehr im Standort Daun zur Nutzung übertragene Fahrzeug so schnell wie möglich zu überführen. Nach Vorliegen der verkehrspolizeilichen Genehmigungen werden wir uns umgehend zwecks Terminierung der Übergabe an Sie wenden.“

Nach etwas mehr als einer Woche stand fest, dass der URAL mittels Bahntransport nach Daun oder Gerolstein überführt werden sollte. Die Papiere wurden schon einmal vorab nach Daun verschickt. Ein handschriftlicher Begleitzettel des damaligen S4-Offiziers wies einen freundlichen Hinweis aus: „Zur Entladung auf dem Bahnhof evtl. Wartungstrupp mit Fremdstartkabel mitführen - falls der Motor nicht anspringt!“ Später sollte sich herausstellen, dass dieser Rat zwar gut gemeint, aber nicht nötig gewesen wäre. Am 10. Dezember 1992 stellte dann Hans-Dieter Traxel (DK5PZ) einen Antrag an den Kommandeur und Kasernenkommandant des FmAufklRgt 940 mit folgendem Wortlaut:

„In Voraussetzung der Kenntnis der Sachlage teile ich Ihnen mit, dass das an die AfuGrpBWStO Daun übergebene o. a. Fahrzeug in der 52. Kalenderwoche 1992 überführt wird. Die Betreuungseinrichtung AfuGrpBWStO Daun bittet Sie in Ihrer Funktion als Kasernenkommandant um Genehmigung der Einbringung des Fahrzeuges in die Liegenschaften der Heinrich-Hertz-Kaserne sowie um kostenfreie Bereitstellung einer wettergeschützten Ein- oder Unterstellungsmöglichkeit. Die Unterhaltungs- und Betriebskosten werden aus eigenen Mitteln getragen. Die Betreuungseinrichtung bittet lediglich, ggf. um technische Hilfestellung im Rahmen der am Standort vorhandenen und dienstlich machbaren Möglichkeiten.“

Am 14. Dezember 1992 wurde der LKW im Eisenbahntransport in Aachen verladen. Aus den Akten war zu ersehen: „Kfz ist vollgetankt!“ Aus heutiger Sicht sehr unüblich und finanziell gesehen ein kleines Vermögen … anschließend ging der Transport von Aachen aus über die alte „Eifelstrecke“ bis nach Gerolstein - und von dort aus nach Daun. Hier angekommen stellte Jürgen Bruhn (DK6WJ) fest, dass der Wagon „falsch“ rangiert an die Rampe ran gefahren wurde - der LKW stand mit dem Heck und nicht mit der Front in Richtung Ver- und Entladeplatz … so konnte man jedoch mit dem riesigen Fahrzeug den Wagon nicht ohne Gefahr und größere Umstände verlassen. Also ging der Auftrag an die Deutsche Bundesbahn raus, den Eisenbahnwagon zu wenden. Das war jedoch nicht ganz so einfach, denn dazu musste der wieder bis nach Gerolstein gefahren werden, dort auf dem Betriebsgelände des Bahnhofs gewendet und anschließend wieder nach Daun transportiert werden. Am 18. Dezember 1992 war es dann aber soweit: während des Dienstes in der Frühschicht erreichte uns ein Telefonanruf. Ein Mitarbeiter des damaligen Bahnhofs von Daun, der zu dieser Zeit noch an den Schienenfernverkehr angebunden war, informierte uns über die Ankunft einer Lieferung. Hans-Dieter Traxel (DK5PZ) und Volker Schnitzius (DL1WH) fuhren sogleich zum Bahnhof und staunten nicht schlecht, als sie das „grüne Ungetüm“ auf dem Niederflurwagen sahen. Das war also „unser“ neues mobiles Shack … Damit dieser Augenblick stets in Erinnerung bleiben sollte, wurden sogleich einige Fotos gemacht.

In den nächsten Tagen wurde der LKW mit eigener Kraft von der Rampe des DB-Geländes zum Areal der Heinrich-Hertz-Kaserne überführt, wo er zunächst im technischen Bereich einen Stellplatz fand. Schnell machte die Ankunft des Vehikels die Runde und wahre „Besichtigungskarawanen“ strömten zum Fahrzeug. Wer hatte denn auch schon einmal zu dieser Zeit einen richtigen und echten russischen Militärlaster in seinem Leben gesehen …?!? Hin- und wieder wurden auch „Bewegungsfahrten“ unternommen, die das enorme Kraftpotential dieses Gefährts eindrucksvoll unter Beweis stellten. An dieser Stelle sei einmal etwas zu dem Fahrzeug gesagt:

Die Nato-Bezeichnung des LKW ist die gleiche wie die Originalbezeichnung: URAL-4320. Er stellt eine Weiterentwicklung des URAL-375D dar. Es ist ein dreiachsiger, zweitüriger Lastkraftwagen mit 6x6-Antrieb. Ausgestattet ist er unter anderem mit einer Seilwinde mit einer Nennleistung von 70kN. Er besitzt ein mechanisches, synchronisiertes Wechselgetriebe, hat eine hydraulische Lenkunterstützung, die Achsen sind einfach bereift und das Fahrzeug ist mit einer Reifendruckregelanlage ausgestattet. Der normale Aufbau ist mit Plane und Spriegel, die abnehmbar sind. Dieses spezielle Fahrzeug hat einen Kofferaufbau. Eingeführt wurde dieser Typ im Jahre 1978, das Baujahr dieses Fahrzeuges war 1988. Er besitzt einen 8-Zylinder-V-Viertakt-Dieselmotor, wassergekühlt, mit einem Hubraum von 10.850 cm3. Die Motorleistung beträgt 155KW, mit der eine Geschwindigkeit von max. 85 km/h erreicht werden kann. Der Fahrbereich (Radius) beträgt ca. 700km. Die gewaltigen Abmessungen … Länge: 7.366 mm, Breite 2.500 mm und Höhe 2.870 mm. Die Leermasse beträgt 8,4t, die Nutz- und Anhängelast variiert zwischen 5,0t und 7,0t (je nach Strasse oder Gelände).

Beim Durchlesen dieser Angaben fallen dem Fachmann schon Dinge auf, die uns später zum Verhängnis werden sollten … Der LKW wurde diverse Male innerhalb des technischen Bereiches bewegt. Irgendwann traten Probleme mit der Elektrik auf - resultierend aus einem defekten Zündschloss. Dieses wurde in Aachen bei der TSH zwar schon einmal erneuert, war aber bei der Übergabe immer noch nicht ganz in Ordnung. In Daun wurde über den Schirrmeister versucht, den Schaden zu beheben. Leider wurde dabei noch mehr kaputt gemacht und aufgrund einer Fehlschaltung konnte der LKW nur noch über die Batterien gestartet und vor allem gefahren werden. Die Lichtmaschine lud nicht mehr die Batterien auf und somit gingen diese auch noch kaputt. Anschließend erhielt der URAL einen neuen Stellplatz unter einem Schleppdach und wurde nicht mehr bewegt.

Im Prinzip waren wir am Ende unserer Träume angelangt (mal abgesehen von dem Defekt), doch dann kam der Hammer: Nachfragen auf der Zulassungsstelle ergaben, dass wir mit dem Fahrzeug so nicht auf die Strasse durften … mal ganz abgesehen davon, dass der LKW mit dem Kofferaufbau 2.540 mm breit war - er besaß nur eine Einkreisbremsanlage! Damit gab es keinerlei Möglichkeit, auch nur annähernd eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen! In der Bundesrepublik Deutschland werden LKW über 7,5t nur noch mit einem Zweileitungs-Zweikreis-Bremssystem zugelassen. Jetzt standen wir vor einem großen Problem … Nachfragen hinsichtlich einer Umrüstung innerhalb der Bundeswehr schlugen fehl - allein die Kosten dafür hätten unser Budget so geschmälert, dass an die Unterhaltung hinsichtlich der Betriebskosten gar nicht mehr zu denken gewesen wäre. Somit blieb der LKW erst einmal für einige Monate stehen.

Am 14.06.1997 fand anlässlich „40 Jahre Fernmeldeaufklärungsregiment 940“ ein Tag der offenen Tür in der Kaserne statt. Dafür schleppte man den LKW auf den Parkplatz vor Block 14, um ihn als Ausstellungsobjekt der Amateurfunkgruppe der Bundeswehr am StO Daun zu präsentieren. Der Funkkoffer wurde durch Roman Mattes (DH8RM) mit einer UKW - Sende- und Empfangsanlage sowie einem Packet-Radio-Arbeitsplatz ausgerüstet und fand reges Interesse bei den Besuchern. Im Anschluss an die Veranstaltung wurde der URAL in die Halle 45/III geschleppt und in der hinteren rechten Ecke abgestellt. Dort diente er uns viele Jahre als „Lager“. Seitdem wir nicht mehr in einem Feldhaus untergebracht waren, hatten wir dazu leider keinen separaten Raum mehr. Der Funkkoffer war ein trockener Platz und somit konnten wir unsere gesamte Hardware zum Aufbewahren dort verstauen. Letztendlich verbrachte das Fahrzeug so die ganzen letzten Jahre in Daun. Hin- und wieder wurden Geräte in den LKW verbracht und genauso wieder aus dem Fahrzeug entnommen. Er stand in der Halle trocken und somit konnte auch kaum Korrosion ansetzen.

Im Jahre 2009 erreichte Volker Schnitzius (DL1WH) dann jedoch einen Anruf des Feldwebels für Standortangelegenheiten, der kurz und bündig mitteilte, dass der LKW bis zum Jahresende entfernt werden müsse, da Anfang 2010 alle vier Hallen demontiert würden. Jetzt hatten wir erneut ein Problem … was machen wir mit dem LKW? Verkaufen? Dürfen wir nicht, denn der LKW ist laut Einigungsvertrag nach wie vor Eigentum der Bundesrepublik Deutschland. Wir als Amateurfunkgruppe der Bundeswehr am Standort Daun sind zwar Besitzer, haben aber letztendlich nicht das Verfügungsrecht darüber. Zudem ist es noch ein „Kriegsgerät“ … also mal eben bei „ebay“ reinsetzen geht nicht. Als nächster Gedanke ging uns durch den Kopf, den LKW an Interessierte kostenlos abzugeben, die damit noch etwas „anfangen“ konnten z.B. als Ersatzteillager oder Ähnliches. Auch hier wären wir in Konflikt mit Eigentums- und Besitzrechten gekommen. Bliebe letztendlich nur die Verwertung, soll heißen: der LKW wird vor Ort verschrottet! Aber sollte das wirklich das Ende sein? Mit abgelesenen 370 km auf dem Tacho? Das Fahrzeug ist ja quasi noch neuwertig, der Motor gerade mal eingefahren und der allgemeine Zustand ist an Originalität kaum zu überbieten. Das wollten wir wirklich nicht und so gingen die Bemühungen innerhalb des Dienstes los, einen Interessenten für unseren URAL zu finden. Ein Kompaniefeldwebel gab den Hinweis, dass man evtl. die Wehrtechnische Studiensammlung in Koblenz ansprechen könnte. Er würde das für uns erledigen. Einige Tage später gab er mir zur Antwort, dass Koblenz kein Interesse hätte, da sie selbst ihre Sammlung verkleinern müssten. Allerdings gäbe es in Dresden noch das Militärhistorische Museum der Bundeswehr, die hätten sich vor allem auf Fahrzeugtechnik der ehemaligen NVA sowie der WP-Staaten spezialisiert. Kontaktadressen standen schon auf einem Zettel, sodass sich Volker Schnitzius (DL1WH) direkt ans Telefon hing und die Situation dort erklärte. Die Ausführungen fanden reges Interesse und man verständigte sich auf weiteren Kontaktaustausch. Es folgten viele Telefonate und Emails. Der LKW wurde durch uns noch einmal vermessen, es wurden Bilder wegen dem speziellen Kofferaufbau gemacht und verschickt. Letztendlich sagte uns Dresden zu - sie wollten den LKW! Allerdings nicht mehr in 2009, da keine Haushaltsmittel mehr zur Verfügung standen … das warf neue Probleme auf, denn wie gesagt - die Hallen sollten ab der 1. KW demontiert werden. In Absprache mit dem Feldwebel für Standortangelegenheiten entwarfen wir dann einen „Schlachtplan“, wie weit wir den Termin der Abholung unsererseits noch hinauszögern könnten, ohne die Bauarbeiten zu behindern. Dann kamen weitere Probleme auf, denn durch das Logistikzentrum der Bundeswehr (LogZBw) in Wilhelmshaven wurde der nötige Marschkredit nicht rechtzeitig genehmigt. Somit entstanden noch viele Telefonate mit dem zuständigen Transportbataillon 465 in Ellwangen (genauer gesagt mit der 6./TrspBtl 465, da diese Kompanie zuständig ist für die Schwerlasttransporte, kurz SLT). Zudem war häufiger telefonischer Kontakt mit Dresden … ein Termin nach dem anderen verstrich jedoch ohne Ergebnis. Aber: das Wetter spielte uns zu … seit Weihnachten 2009 fiel in Deutschland und in der Eifel konstant und regelmäßig Schnee, sodass die Rückbauarbeiten der Hallen erst gar nicht richtig begannen. Nur in den Hallen wurde die gesamte Elektrik wie Verteilungen, Kabel, Schalter und Steckdosen sowie Lampen demontiert, und dabei störte der LKW nicht. Lange Rede, kurzer Sinn: nach unendlich vielen Terminverschiebungen, Telefonaten und Mails kam dann plötzlich ein Datum zustande, wo jede Stelle „grünes Licht“ gab und es jetzt eigentlich nicht mehr scheitern konnte: der 17. Februar 2010.

Und tatsächlich: gegen Nachmittag rollte der Schwertransport (SLT „Elefant“) des 6./TrspBtl 465 mit Begleitfahrzeug samt vier Soldaten in die Heinrich-Hertz-Kaserne ein! Nach Einweisung in die Lage vor Ort begannen die vier Mann sofort damit, den LKW aufzuladen. Routiniert und ohne Hektik verliefen alle Arbeitsschritte. Als erstes stellte das Zugfahrzeug mit mächtigen 732 PS seinen Anhänger in Front der Halle 45/III ab. Dann setzte das Zugfahrzeug rückwärts in die Halle vor den URAL, um den mittels zwei Stahltrossen von der bordeigenen Winde anzuhängen und vor die Halle zu ziehen. Nach fast 13 Jahren Standzeit setzte sich der URAL ohne Murren in Bewegung. Gott sei Dank sind die Bremsen bei diesen Systemen offen und müssen nicht, wie bei „West-LKW“ üblich, erst durch Laufenlassen des Motors und gleichzeitigem Betrieb des Kompressors, unter Druck gebracht und geöffnet werden. Anschließend wurde der Anhänger wieder angekuppelt und vor den URAL gesetzt, um ihn dann zu verladen. Dies geschah mitten in der Schichtwechselzeit zum Einsatzgebäude, was ein „kleines Verkehrschaos“ verursachte … somit kam der LKW noch einmal zu allen Ehren! Hans-Dieter Traxel (DK5PZ) dokumentierte alle Vorgänge mit digitaler Foto- sowie Video-Kamera und hatte so „alle Hände voll“ zu tun. Als der URAL fertig verladen und gesichert auf dem Anhänger stand, bot das Gespann schon ein imposantes Bild! Nach dem endgültigen Verzurren der Fracht wurde eine Höhenmessung durchgeführt - und die ergab nichts Gutes: 4,65m! Der Marschkredit sah aber nur eine Höhe von 4,20m vor … das erforderte einige Maßnahmen, die vor Ort bei eisiger Kälte gleich erledigt wurden. Zuerst wurde die Zusatzheizung für den Kofferaufbau samt Auspuffrohr oberhalb der Fahrerkabine demontiert - dies brachte schon ein ganzes Stück an Gewinn. Dennoch reichte es nicht, sodass nun noch Luft aus allen sechs Reifen abgelassen wurde, bis die vorgegebene Höhe erreicht wurde. In den späten Abendstunden und in Dunkelheit wurden die Arbeiten beendet. Am nächsten Morgen rollte der Konvoi dann letztmalig die Kasernenstrasse hinunter und durchfuhr gegen 08.50 Uhr das Kasernentor in Richtung Autobahn Koblenz. Dieter Traxel (DK5PZ) und René Weland (DL7WR) begleiteten den Tross noch einige Kilometer, um interessante Fotoaufnahmen zu machen. Bei Ochtendung endete dann die Begleitfahrt und beide kehrten mit imposanten Aufnahmen zurück. Der Konvoi fuhr dann durch die vier Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen und Sachsen, wo er in der folgenden Nacht in Dresden beim Militärhistorischen Museum der Bundeswehr wohlbehalten ankam.

Wir hoffen, dass der URAL dort seine letzte Heim- und Wirkungsstätte gefunden hat und eine sinnvolle Verwendung findet. Mögen ihn viele Tausend Besucher bestaunen - und wer weiß - vielleicht sehen wir ihn ja dort auch einmal wieder.



nach oben